Nun möchte ich euch endlich meinen zweiten Beitrag zur Tortenshow 2012 etwas genauer zeigen...
Meine Freestyletorte: "Anger".
Zu Deutsch: "Wut"
Und ich kann euch sagen - ich war sehr wütend auf diese Torte. Oder besser gesagt - auf mich.
Aber dazu später...
Vor einiger Zeit habe ich ein Gespräch geführt, in dem es um Gefühle ging. Und da kam die Frage auf: wie würde man wohl "Wut" in einer Torte ausdrücken. Denn seien wir ehrlich: Torten werden immer mit Freude, Glück, Liebe,... lauter schönen Gefühlen in Verbindung gebracht.
Aber Hass, Wut, Trauer,... als Torte?
In meinem Kopf formte sich ziemlich schnell der Gedanke an einen Wirbel, der eine zerbrechliche Hülle durchstößt um an die Oberfläche zu gelangen.
So sieht also meine ganz persönliche Wut aus:
Ein Kegel (oder Strudel), der mit seiner harten, speerartigen Spitze, die eine filigrane, zerbrechliche Kugel durchbohrt. Etwas in die Höhe ragendes, stark und gleichzeitig würdevoll wirkend.
Am Fuße des Strudels Stacheldraht, der die zerbrochene Hülle auffängt und fest hält.
Und genau dieser "Stacheldraht" entließ seine ganze Wut auf mich...
ES war bereits Freitag, der Abend vor der großen Show, als ich - ganz beiläufig - noch mal die Regeln und Auflagen der einzelnen Kategorien für die Torten durchlas. Und als ich bei "Freestyle" angelangt war, fehlte da ein kleiner, aber entscheidender Punkt: Auch bei der Deko durfte nichts gedrahtet sein (was sonst vor allem wegen der Zuckerblumen immer erlaubt ist).
Was?!? GAR kein Draht?!?
Mir stockte der Atem. Mein kunstvoll gebundenes Stacheldrahtarrangement durfte also nicht auf die Torte, wenn ich nicht wollte, dass sie aus der Wertung genommen - sprich: disqualifiziert - wird.
Wie konnte ich diesen Punkt nur immer überlesen haben?!?
Ich war extrem unzufrieden. Die Torte wirkte leer, fast nackt.
Ich haderte mit mir, ob ich sie nicht einfach im Auto stehen lassen sollte. Kein Schaustück in dieser Kategorie dieses Jahr. Aber am Ende siegte die Vernunft und ich stellte - sehr demotiviert - auch diese Torte auf ihren Platz in der Ausstellung - ohne Drahtranken.
Umso erstaunter war ich, als ich am Sonntag dann sogar noch eine "Merit"-Auszeichung (also eine Anerkennung) neben meiner Torte liegen sah.
Was lernen wir also daraus:
Man kann sich die Auflagen für die einzelnen Kategorien nicht oft genug durchlesen.
Und:
Auch Wut kann würdevoll sein.
Ich habe euch noch ein paar Bilder zusammen gestellt, die ein wenig den "Aufbau" der Torte zeigen...
... die einzelnen Teile der "Kugel" habe ich aus Blütenpaste ausgeschnitten und auf einer Kugel trocknen lassen, um den plastischen Effekt zu bekommen.
... der Kegel unter dem Fondant ist aus Kuchen gemacht. Ziemlich trockener, stabiler Kuchen und nicht wirklich lecker - aber Geschmack war ja nicht Teil der Bewertung. ;o)
... der Strudel wurde mit vier Strängen um den Kegel geschlungen. Alle vier Stränge exakt gleich schwer und gleich lang um eine möglichst gleichmäßige Aufteilung zu bekommen.
... und da ich mit der Farbgebung nicht zufrieden war, wurde die gesamte Torte mit verdünnter Lebensmittelfarbe noch mal übermalt.
Leider ziemlich fleckig bei Sonnenlicht (was ich aber zu spät sah, weil ich nur abends und nachts daran arbeiten konnte^^).
Alles in allem muss ich aber doch sagen, dass ich zufrieden mit meinem Werk bin. Nicht perfekt, aber passend zur Situation und ganz schön tiefgründig.
Süße Grüße aus der Küche!
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