Überall duftes es nach Weihnachtsplätzchen, Torten mit Weihnachtsmann und Engelchen werden gebacken und an allen Ecken stehen Lebkuchenhäuser. Nicht so bei mir: Ich war die letzten Tage im Hochzeitsfieber!
Und das für eine ganz besondere Hochzeitstorte: meiner Schwester hat ihrem Verlobten am Samstag das Ja-Wort gegeben.
Wenn die große Schwester heiratet und die kleine Schwester dafür bekannt ist, dass sie (ich behaupte einfach mal) recht schöne Hochzeitstorten kreiert, dann sind die Erwartungen nicht gerade niedrig angesetzt.
Die höchsten Erwartungen hatte wohl ich selbst. Perfektionistisches Denken kann ab und an schon ganz schön anstrengend sein, kann ich euch sagen.
Bereits im Sommer, als die Verlobung verkündet wurde, rasten die ersten Gedanken durch meinen Kopf. Recht bald stand fest, dass die beiden in Tracht heiraten werden:
Eine rustikale Torte also.
Und es sollte noch dieses Jahr sein:
Im Winter also.
Dazu kam, dass meine Schwester mir vollkommen freie Hand bei der Gestaltung lies. Ein Feuerwerk an Ideen für mein kreatives, inneres Auge.
Nachdem ich das gesamte Tortenkonzept bestimmt vier Mal über den Haufen geschmissen hatte, stand irgendwann der halbwegs konkrete Entwurf fest. Der bedeutete aber jede Menge Blüten, Blätter und Kleindekore, die schon mal Form annehmen sollten.
Das hat sich Letztenendes auch als äußerst hilfreich erwiesen, denn wie ich euch bei der Kraftwerkstorte schon erzählt habe, waren die letzten Wochen zeittechnisch äußerst knapp bestückt. Also alles was an Deko schon vorhanden war, war Gold wert.
Bei der letzten Torte hatte ich auch berichtet, dass ich um meinen gewünschten Zeitausgleich im Büro umgefallen bin. Den habe ich nun für diese Torte eingefordert; somit hatte ich bereits letzten Mittwoch meinen letzten Arbeitstag für dieses Jahr und konnte mich Donnerstag und Freitag vollkommen auf die Hochzeitstorte konzentrieren (abgesehen von der Firmenweihnachtsfeier Freitagnachmittag).
Das war auch bitter nötig, denn es mussten noch sämtliche Torten gebacken, eingestrichen und eingedeckt werden. Ganz davon abgesehen, dass das nicht drei einfach aufeinander gestellte Torten sind, sondern der Whimsy-Look durchaus ein wenig "tricky" ist.
Den Donnerstag habe ich also vorrangig mit Backen zugebracht:
2 Massen weihnachtliche Sachertorte
1 Masse Milchmädchentorte
und
3 Massen Orangen-Marzipan-Baumkuchen.
Ich hatte das Gefühl, ich werde nie mehr fertig. Vor allem nachdem die Böden auch noch gefüllt werden mussten um bis Freitagmorgen durchgekühlt zu sein.
Und nachdem ich um 22:30 Uhr gerade nichts besseres zu tun hatte (Schlaf wird schließlich überbewertet), habe ich beschlossen dass die Sachertorte soweit durchgekühlt sei, dass ich noch die Jahresringe des Baumstamms mit dem Airbrush malen könnte.
Heißt also:
Backpapier in passender Tortengröße zuschneiden, auf den Fondant legen und vorsichtig um den Rand des Backpapiers rum brushen.
Dann den Braunton der Lebensmittelfarbe ein wenig verändern, das Backpapier eine Spur kleiner schneiden und wieder den Ring rum brushen.
Und das macht man dann so lange, bis die Backpapierkreise so klein sind, dass man am Ende nur noch einen braunen Punkt in die Mitte des "Baumstamms" sprüht.
Das Ergebnis sieht dann so aus...
Freitagmorgen ging's dann erstmal damit weiter, dass die beiden oberen Stöcke ihr "weißes Kleidchen" verpasst bekamen um dann wieder in den Kühlschrank zu wandern. Die Borke des Baumstamms musste nämlich noch gemacht werden.
Diese Arbeit habe ich leider grandios unterschätzt (lauter einzeln geformte Streifen aus Schokoladenfondant), wodurch leider keine Zeit mehr blieb (ihr erinnert euch: Firmenweihnachtsfeier), den oberen Stöcken Schneesterne aus Icing-Punkten zu verpassen. Aber ich denke diese fehlen nicht so sehr, oder? Und Schnee ist ja auch noch keiner vorhanden. ;o)
Spätabends habe ich die Torte dann noch mit Hilfe von eingedeckten Styroporkeilen schief gestapelt und die ersten Blüten, Zapfen und Äpfel gesteckt um ein Gefühl für die Größenverhältnisse zu bekommen. Außerdem hätte es zu viel Zeit in Anspruch genommen jedes einzelne Blättchen und jede Zuckerperle erst vor Ort zu positionieren.
Für die Fahrt zur Location habe ich die Torte dann aber wieder in drei Einzelteile zerlegt. So eine Torte fertig zusammen gebaut zu transportieren hätte mir viel zu viele Nerven gekostet!
Bei der Gaststätte angekommen hatte ich dann dankenderweise die große Küche zur Verfügung, um noch mal Hand anzulegen und die Torte zu stapeln und zu finalisieren.
Auch die Joghurttorte, die meine Schwester gebacken hat (nicht die Braut - ich habe zwei Schwestern), hat noch eine passende Verzierung erhalten.
So durften die Torten also fertig gestapelt von Vormittags bis Abends kühl stehen, bis sie ihren großen Auftritt hatten.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie oft ich an diesem Tag in Gedanken bei der Torte war und hoffte, dass sie noch steht und mich nicht womöglich ein Drama erwartet wenn ich sie aus der Kühlung hole. Genug Geschichten dergleichen hat man ja schon gehört.
Aber wie heißt's so schön auf steirisch:
"Guat is' g'ongan, nix is g'schehn."
Und Brautpaar wie Gäste waren von meinem Werk ziemlich angetan. Geschmack getroffen.
Kennt ihr die Frage auch: "Oh, sind sie Konditorin?"
Und den ungläubigen Blick wenn man sagt: "Nein, Bautechnikerin, das ist nur ein Hobby von mir."
Süße Grüße aus der Küche!
Verwegen ändert ihr die Ordnung der Natur!
Zum holden Frühling kehrt ihr den Herbst;
zum Sommer schafft ihr drauf den Winter um;
das Frühjahr bringt euch, gleich dem Herbste, Frucht:
Den Winter kennet eure Liebe nie!
(Verfasser: Moritz A.v. Thümmel)
Sehr schön ist sie geworden und super sauber gearbeitet!!!
AntwortenLöschenGanz ganz toll!
Das steht mir auch noch bevor, wenn meine Schwester nächstes Jahr heiratet...
Liebe Grüße
Christina
Wow, was für eine schöne Torte! Und die Baumscheibe ist echt der Hammer!!
AntwortenLöschenIch wünsch Dir ein schönes und erholsames Fest und einen guten Rutsch ins nächste Jahr!!
Lieben Gruß
Elvira
Einfach der Hammer deine Torte! Edel, feierlich, stimmig, handwerklich absolut beeindruckend! Ich finde es super, dass du die oberen Torten selbst weiss gelassen hast ohne echte Deko... das lenkt den Blick auf die Details.
AntwortenLöschenKlasse. Ich wurde mal wieder genial inspiriert!
Liebe Grüße Marian
www.mannbackt.de